Ein Ball Saal mit Geschichte und ohne Tore nur für die Musik

IN MITTEN MALERISCHEN LANDSCHAFTEN
AM KALTERER SEE, SÜDTIROL

Kaltern Pop, das Davos der Kulturen

Gehen Sehen Brummen …

Kennen sie den Moment, wo eine Musik Ihnen thermisch unter die Arme greift, sie in die Lüfte trägt, die Welt riesig und geradezu bezwingbar erscheint. Genau das widerfliegt mir gerade, der Refrain ist größer als alles, was Hollywood in den Himmel schoß, größer als jede Blaskapelle im Dorf … ein graziöser Pianolauf stolziert zuckersüß zum Klippenrand, nimmt dich in den Arm, bevor die Schwerkraft sich in rosa auflöst …

So oder ähnlich könnte Stevie Nicks mal geträumt haben, um wieder diese ewigen Lieder zu schreiben. Ich rede aber gerade von dem Pfarrerssohn aus Belfast, von Divine Comedy und er singt von einem untergehenden Europa und die Musik reißt den Himmel auf, das musikalische Drama in Reinform. Manchmal suchen wir diese Widersprüche, um nicht zu hochzufliegen oder zu tief zu fallen. Ich habe mal mit einem guten Freund einen ganzen Tag in Paris an einer hoch frequentierten Kreuzung in einem Eckcafé gesessen und diesen Fluß an Autos beobachtet. Ein großartiges Durcheinander und entspanntes Miteinander. Es hatte auch was von einem Autoselbstfahrer Mitte der 70er in Rheinland Pfalz. Eigentlich haben wir auf Louis de Funès gewartet, dass er alles in Ordnung bringt, und zwar lustig. Wir wollten was widersprüchlich Leichtes und Unterhaltsames erleben. Unvorstellbar, wie der Franzose damals mit seinem Auto umging, es gefiel uns sehr, wir waren jung und mochten diese übertrieben Liebe zum Auto auch nicht. Was ich eigentlich sagen will, dass sich in guten Momenten auch gerne mal Ungewöhnliches zusammenrauft, ein Tanz der Gegensätze, auch Sahne wird geschlagen und deswegen macht sie dick.

Eigentlich sucht man in den Bergen Ruhe, Erholung und manchmal Pilze. Es scheint vermessen, in diese Orten noch wundersame Musik zu pflanzen. Die Musik sollte hier ihre Melodien aufspüren, um sie für Menschen an weniger verwöhnten Plätzen und Hinterhöfen wieder auszuatmen.

Kaltern ist nicht zu viel des Guten, dieser Ort ist nicht an sich selbst betrunken, eher wie ein runder Tisch, der das Unangenehme dieser Welt nicht aussparen möchte, es nicht ignoriert, aber Vorschläge und Perspektiven offenbart, uns die andere Seite zeigt, die wir oft mit Trübsal übergießen und uns beleidigt in die Ecke treten lässt. Eine immer wüster werdende Welt mit Dynamic Pricing, roten Ampeln, Staus soweit die Arbeitsplätze reichen und einer rationalen Taktung, die uns den Atem nimmt.

Kaltern ist ein Kurort für die Sinne, wir wollen einen Parcours für die mutigsten Träumer und die zartesten Entgleisungen sein.

Es warten noch viele Überraschungen auf uns, da in diesem Ort noch so viele Schönheiten und Widersprüche aufeinandertreffen werden, dass es der Kunst niemals die Sprache verschlagen wird.

Stefan Reichmann/Haldern Pop

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